Die Westfälischen Nachrichten berichten in ihrer Ausgabe vom 24.11.2012 über die Hintergründe des Schöppinger Kunstwerks „Bannwald“ aus Anlass der Hängung einer Informationtafel im Stile eines Fortschildes.
Schöppinger Bannwald erhält Forstschild
Was es mit dem Schöppinger Bannwald auf sich hat, erläutert jetzt ein Forstschild am Erweiterungsbau der Scheune. Bereits seit Februar 2009 steht die Gruppe von Buchen neben der Museumsscheune – bisher durch einen kleinen Sockel mit der Aufschrift „Bannwald – botanoadopt 2009“ kenntlich gemacht. Das Künstlerduo 431art, die derzeit Stipendiaten im Künstlerdorf sind, verpflanzte die jungen Buchen 2009 mit Hilfe von Kollegen auf das Gelände der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen und nannte die Arbeit „Bannwald“. Die Buchen stammen aus einem echten Bannwald des Bundeslandes Hessen. Durch eine spektakuläre Rettungsaktion konnten diese vor den Rodungsarbeiten anlässlich des Baus der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen flüchten und nach Schöppingen migrieren. botanoadopt heißt das Langzeitprojekt der Künstler Haike Rausch und Torsten Grosch, das Pflanzen als Individuen definiert und mit Namen und Biografie an Adoptiveltern vermittelt. Ihre Arbeit „Bannwald“ ist Bestandteil dieses Gesamtprojektes. Die Buchen wurden von der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen adoptiert, die dafür auch das Grundstück neben der Museumsscheune zur Verfügung stellte.
Drei weitere Buchen wurden von der Gemeinde Schöppinen adoptiert und wachsen im Stadtpark auf. Über das Kunstwerk und seine Hintergründe informiert nun auch ein Schild, was im Stil eines Fortschildes von den Künstlern gestaltet wurde.
Der Text des Schildes im Wortlaut:
Bannwald
Das Wort Bannwald geht auf „kaiserlichen Bann“ zurück. So eingestufter Wald war mit Jagden und Holzmachen nur der Obrigkeit vorbehalten. Diese Regelung datiert bis zu Karl dem Großen zurück.
Die durch Fortstbehörden gesetzlich geregelte Definition eines Bannwalds unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland.
Der Kelsterbacher Bannwald am Frankfurter Flughafen im Bundesland Hessen ging in den 1980er Jahren aus den Protesten um den Bau der Startbahn West hervor. In einer zwischenzeitlich geänderten Fassung des hessischen Forstgesetzes war die Rodung und Umwandlung von Bannwald in eine andere Nutzungsart verboten. 2009 fiel der Kelsterbacher Bannwald den Bauarbeiten der Nord-West-Bahn des Frankfurter Flughafens zum Opfer.
Unter Duldung der anwesenden Einsatzkräfte gelang es botanischen Fluchthelfern am 4. Februar 2009 einunddreissig Buchensetzlingen aus dem Kelsterbacher Bannwaldes (Hessen, Gebiet Nordbahn Flughafen Frankfurt) zur Flucht und Migration in das nordrheinwestfälische Schöppingen zu verhelfen.
Sie fanden auf dem Gelände der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen eine neue Bleibe. Drei Buchen wurden von der Gemeinde Schöppingen adoptiert und befinden sich heute im Schöppinger Stadtpark.
botanoadopt dankt allen Fluchthelfern und Pflanzaktivisten der ersten Stunde.
Forstmeisterei NRW | courtesy of 431art